– wie man Abschied nehmen kann und sich Schmerz spart

Vor ein paar Wochen klingelte bei uns das Telefon. Am anderen Ende war eine Frau, vielleicht Mitte fünfzig, die Stimme ganz leise. „Meine Mutter ist letzte Woche gestorben. Jetzt steht das Haus in Diez, seit 63 Jahren unsere Familie, und ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll…“ Dann war es einen Moment still, und ich habe einfach nur zugehört. Weil genau das der Moment ist, in dem Menschen uns brauchen – nicht nur starke Arme, sondern erst mal ein offenes Ohr.
Dieser Artikel ist für alle, die gerade vor diesem großen, schweren Schritt stehen: Das Elternhaus soll leer werden. Vielleicht weil die Mutter oder der Vater nicht mehr da ist. Vielleicht weil der Umzug ins Pflegeheim endgültig ist. Vielleicht weil das Haus verkauft oder vermietet werden soll. Egal aus welchem Grund – es fühlt sich immer ein bisschen an, als würde man ein Stück Kindheit ausradieren.
Das muss nicht sein.
1. Es ist okay, wenn es weh tut
Der erste und wichtigste Satz: Trauer und Wehmut sind erlaubt. Dieses Haus war nie nur ein Gebäude. Es war der Ort, an dem man als Kind barfuß durch den Garten gelaufen ist, wo der Vater im Keller gewerkelt hat, wo die Mutter am Küchentisch saß und Kuchen backte. Jedes Knarren der Treppe erzählt eine Geschichte. Wenn du also durch die Räume gehst und plötzlich Tränen kommen, weil du den alten Sessel siehst oder den Kalender von 1998 an der Wand – das ist normal. Und es ist gut so.
2. Fang ganz klein an
Die meisten Menschen denken: „Ich muss jetzt alles auf einmal schaffen.“ Nein. Musst du nicht. Fang mit einem einzigen Schubfach an. Oder mit dem Küchentisch. Oder nur mit den Fotos, die du auf jeden Fall behalten willst. Kleinigkeiten geben dir das Gefühl: Ich habe angefangen. Und das reicht für den ersten Tag.
3. Die vier Kisten-Methode (die wirklich hilft)
Nimm vier Kartons oder Ecken und beschrifte sie:
- Behalten (für dich oder die Geschwister)
- Verschenken / Spenden
- Verkaufen / Anrechnen lassen
- Weg
Das klingt banal, aber es schafft sofort Struktur und verhindert, dass du stundenlang vor einem Gegenstand stehst und nicht weißt, was du damit machen sollst.
Bei fast jedem Gegenstand kannst du dir eine dieser drei Fragen stellen:
- Macht mich dieses Ding glücklich, wenn ich es anschaue?
- Wird es meinen Kindern/Enkeln wirklich wichtig sein?
- Habe ich in den letzten 10 Jahren einmal danach geschaut?
Drei „Nein“ → dann darf es gehen. Ohne schlechtes Gewissen.
4. Was Kinder und Enkel wirklich wollen (und was nicht)
Wir erleben es fast täglich: Die Kinder stehen im Haus der Eltern und sagen „Ich weiß gar nicht, was ich mitnehmen soll…“ Die meisten wollen:
- Ein paar Fotos
- Das Lieblingskaffeepöttchen der Oma
- Den selbstgemachten Adventskranz aus 1978
- Vielleicht das eine Buch mit Widmung
Die meisten wollen nicht:
- Den kompletten Porzellanschrank
- 12 alte Koffer
- Die 200 Einmachgläser im Keller
Frag sie vorher. Ehrlich. Du wirst überrascht sein, wie wenig „Dinge“ sie wirklich brauchen, um die Erinnerung zu behalten.
5. Profis dürfen helfen – das ist kein Versagen
Viele denken: „Das muss ich allein schaffen, das bin ich meinen Eltern schuldig.“ Nein. Deinen Eltern bist du vor allem eines schuldig: dass du gut für dich sorgst. Ein professionelles, einfühlsames Team (wie wir es sind) nimmt dir nicht die Erinnerung – es nimmt dir die körperliche und seelische Überforderung. Wir haben schon so viele Tränen getrocknet, weil plötzlich wieder Luft zum Atmen da war.
6. Ein kleiner Ritual-Tipp zum Schluss
Wenn die letzte Kiste raus ist und das Haus besenrein daliegt, mach noch einmal ganz bewusst einen Rundgang. Allein oder mit deinen Geschwistern. Mach das Licht in jedem Raum einmal an und wieder aus. Sag leise oder laut „Danke“ oder „Tschüss“. Das klingt vielleicht komisch, aber es hilft. Wirklich.
Du bist nicht allein. Wenn du gerade vor diesem Berg stehst und nicht weißt, wie du anfangen sollst – ruf uns an. Wir trinken erst mal einen Kaffee mit dir (oder Tee, oder ein Glas Wasser) und schauen gemeinsam, wie es weitergehen kann. Ohne Druck. Ohne Hektik. Mit ganz viel Verständnis.
Denn Abschied darf auch leicht sein. Und manchmal braucht es einfach nur jemanden, der neben dir steht und sagt: „Ich helf dir. Wir schaffen das zusammen.“
In Liebe und mit ganz viel Mitgefühl Dein Team von Lahn-Entrümpelung aus Limburg und Umgebung

