Was Angehörige jetzt wissen müssen – ohne Scham und ohne erhobenen Zeigefinger

Vor ein paar Tagen stand ich vor einer Wohnung in Hadamar. Der Schlüssel zitterte ein bisschen in der Hand der Tochter, als sie die Tür aufmachte. Drinnen: ein schmaler Pfad zwischen Türmen aus Zeitungen, Plastiktüten, leeren Flaschen und Möbeln, die seit Jahren keinen Platz mehr hatten. Sie sagte nur einen Satz: „Ich schäme mich so für meine Mutter.“
Das hören wir fast jedes Mal. Und das Erste, was wir dann sagen: „Bitte schäm dich nicht. Das ist nicht deine Schuld – und es war auch nicht nur ihre.“
Dieser Beitrag ist für dich – wenn du gerade vor so einer Wohnung stehst. Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst, wer das bezahlt, was du überhaupt dürfen darfst und wie du das alles aushältst, ohne dich schlecht zu fühlen.
1. Es ist nicht „Schmutz“ – es ist eine Erkrankung
Messie-Sein (Fachbegriff: pathologisches Horten) ist eine anerkannte psychische Störung. Genauso wenig wie jemand freiwillig an Depressionen oder Angststörungen leidet, hat deine Mutter, dein Vater, deine Tante das bewusst gemacht. Das Wichtigste: Die Scham gehört nicht dir. Sie gehörte schon zu Lebzeiten der Person, die dort gewohnt hat. Du darfst sie jetzt loslassen.
2. Du darfst alles ausräumen – auch ohne Erbschein (meistens)
Sobald du den Schlüssel hast (als nächster Angehöriger, als Erbe oder durch das Nachlassgericht), darfst du in der Regel sofort handeln. Wichtig:
- Wenn die Miete noch läuft, bleibt die Kündigungsfrist bestehen (meist 3 Monate).
- Du darfst nichts verkaufen oder verschenken, was potenziell wertvoll ist, bevor der Erbschein da ist – aber du darfst alles ausräumen und entsorgen.
- Fotos, Briefe, persönliche Dokumente solltest du trotzdem sichern.
3. Wer zahlt das alles?
Das hängt davon ab, wie viel auf dem Nachlasskonto ist.
- Gibt es Geld auf dem Konto des Verstorbenen? → Dann wird die Entrümpelung daraus bezahlt.
- Ist nichts da? → Oft übernimmt das Sozialamt die Kosten („Bestattungsvorsorge im weiteren Sinne“) oder das Jobcenter, wenn du selbst wenig hast.
- Wir stellen dir gern einen Kostenvoranschlag aus, den du bei den Ämtern einreichen kannst – in 90 % der Fälle wird er komplett übernommen.
4. Wie findest du die richtigen Helfer?
Bitte nicht die erstbeste Firma aus dem Internet. Achte darauf, dass sie:
- ohne große Aufschrift auf den Autos kommen (Diskretion!)
- mit dir zusammenarbeiten und nichts einfach wegwerfen, ohne dich zu fragen
- Erfahrung mit Messie-Räumungen haben und nicht nur „schnell, schnell“ machen
- dir hinterher die Wohnung besenrein und geruchsfrei übergeben
Wir arbeiten seit Jahren mit Ämtern, Nachlasspflegern und Angehörigen zusammen. Wir wissen, wie sensibel das ist.
5. Was, wenn du selbst nicht reingehen kannst?
Das ist völlig okay. Viele Kinder und Enkel schaffen es emotional nicht, die Wohnung zu betreten. Dann machen wir das für dich. Wir suchen Fotos, wichtige Dokumente, Schmuck, Sparbücher – alles, was dir wichtig sein könnte. Und wir schicken dir vorher Fotos, damit du in Ruhe entscheiden kannst.
6. Ein kleiner Tipp für dein Herz
Nimm dir etwas mit. Egal wie voll es ist – irgendwo liegt fast immer etwas Schönes:
- ein Foto
- ein Brief
- ein kleines Schmuckstück
- das Lieblingsbuch
Das ist nicht „aus dem Müll ziehen“. Das ist ein Stück Liebe retten.
Du bist nicht allein mit diesem Berg. Wir haben schon so viele Wohnungen gesehen, in denen niemand mehr glaubte, dass man da wieder Licht und Luft reinbringen kann. Und jedes Mal ist es uns gelungen – mit ganz viel Respekt und ganz ohne Urteil.
Wenn du gerade nicht mehr weiterweißt, ruf einfach an. Wir trinken erst mal einen Kaffee mit dir (auch am Telefon) und schauen gemeinsam, wie es weitergehen kann. Ohne Druck. Ohne Scham. Nur mit Menschlichkeit.
Denn du hast jetzt genug zu tragen. Den Rest dürfen wir dir abnehmen.
In aller Wärme Dein Team von Lahn-Entrümpelung aus Limburg und Umgebung Wir sind für dich da – egal, wie voll es ist.

